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Musik kann abstrakte Themen wie Nachhaltigkeit und Konsum greifbarer werden lassen

Ein Interview mit Lisa Maria Walter, Texterin, Komponistin und Sängerin des offiziellen Become A-Ware Songs

Was hat dich dazu bewegt, einen Song über Retourenware zu schreiben?

Das Problem mit dem Umgang mit Retouren durch uns und auch durch die verantwortlichen Unternehmen greift tief und ist ein Spiegel dafür, wie wenig wir mittlerweile unsere Kleidung und auch die Arbeit dahinter anerkennen und wertschätzen und das trifft mich als Schneiderin und Designerin natürlich sehr direkt.

Ich drücke mich gerne durch Texte und Songs aus, und als mir der Corona-Lockdown im März dann die Zeit, die passende drückende Stimmung und Lisa D. mit Become-A-Ware dazu die treffende Inspiration lieferte, bündelte sich darin der Drang endlich etwas sagen zu müssen, denn mit unserem jetzigen Konsumverhalten im Allgemeinen und dem boomenden Onlinehandel im Speziellen, zerstören wir auf lange Sicht gesehen unsere Ressourcen, unsere Umwelt und damit unsere eigene Zukunft.           

Glaubst du Musik ist ein geeignetes Medium um gesellschaftsrelevante Themen sichtbar zu machen?

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. (Victor Hugo)

Durch Musik kann man so abstrakte Themen wie Nachhaltigkeit und Konsum greifbarer werden lassen, da man sich als Hörer in Liedern unmittelbarer in die Kurzgeschichten, welche uns Songs so erzählen können, einfühlen kann. Diese Empathie braucht man vielleicht, um sich ernsthaft wichtigen Themen widmen zu können und zugänglich für neue Erkenntnisse zu sein.

Wie sieht dein Traumkleidungsstück der Zukunft aus?

Solange wir noch nicht nackt rumlaufen dürfen, träume ich von einem Universal-Individual-Outfit, jederzeit einfach und variabel neu zusammensetzbar, justierbar und veränderbar in Silhouette, Passform, Länge, wandlungsfähig in Farbe und Transparenz, unkaputtbar, pflegeleicht, wasser- und schmutzabweisend, atmungsaktiv, den Wärme- und Kälteausgleich regulierend, und dazu absolut elastisch, weich und bequem.

Zur perfekten Kleidung zählt zudem, dass die Herstellungskette bis zum Rohstoff einsehbar, nachverfolgbar und nachhaltig ist, die Produktion lokal und fair bleibt, und die Rückführung in den Ressourcenkreislauf rückstandslos vollzogen wird.

Lisa-Maria, geboren in Franken, lebt seit mittlerweile acht Jahren in Berlin, ist gelernte Schneiderin und hat Modedesign studiert. Neben ihrer Tätigkeit als Änderungsschneiderin gibt sie mitunter auch Upcycling-Workshops mit „Bis es mir vom Leibe fällt“, arbeitet an ihrer eigenen Kollektion und macht vereinzelt Kostüm für Film und Theater.